"Soft-Sleeper Experience"

Nebelschwaden mischen sich mit Rauchwolken verbrannter Abfallhäufen. Die Straßen sind belebt. Auf vorbeiziehenden Feldern wird schon fleißig gearbeitet; die Obstmärkte sind gut besucht. Wir durchfahren den zigsten Tunnel. Es ist 7.30 Uhr am Morgen und ich sitze mt meinem Netbook auf dem Bett. Noch sind wir 3,5 Stunden von Guangzhou entfernt, 16,5 Stunden haben wir schon hinter uns. Es ist eine sehr angenehme Reise im "Soft-Sleeper" vom Naturparadies Hangzhou ins Mega-Moloch Guangzhou. Gegenteiliger könnten zwei Städte wohl kaum sein. Ich weis was wir zu erwarten haben, wenigstens so ungefähr. 2000 hatte ich bereits das Glück hier zu gastieren. Die Eindrücke von vor fast 10 Jahren könnten präsenter nicht sein. Damals, zu dritt unterwegs, hatten wir auch keine Unterkunft. Durch Kontakt mit den Triaden (chin.Mafia) fanden wir Hotel und konnten zu einem unschlagbaren Kurs unsere Dollars in RMBs eintauschen. Nie werde ich das Hotelzimmer, eingerichet mit massivem Holzscheibtisch und einem Haufen schwarzgekleideter Chinesen, vergessen. Ich hoffe, dass bleibt uns heute erspart.
Touristen gibt es kaum, in der uns als Kanton bekannten Stadt. Es ist die Stadt, die sich wie keine andere, selbst nach der "Liberation" 1949 durch Mao, dem Geschäftemachen verschrieben hat. Sie genießt einen zweifelhaften Ruf mit ihren gnadenlosen Feilschern und ihren unorthodoxen, angeblich barbarischen Händlern, im nördlchen China. Seit 1000 Jahren gehen die Menschen hier dem Handel mit anderen Ländern nach. Wir haben das Glück genau zur Zeit der größte Import-Export-Messe Chinas die Stadt zu besuchen. Zweimal im Jahr wird nämlich noch mehr Geschäft gemacht als sonst.
Aber uns lockt die Küche. Ihr großartiger Ruf von Vielfalt und Geschmacks ist bis in die entlegensten Winkel unseres Planeten vorgedrungen. Wer kennt sie nicht, die Kanton-Ente, oder eine der unzäligen anderen Köstlichkeiten wie Dim Sum. Ein chinesischen Sprichwort sagt, dass hier alles aus Luft, Meer und vom Land verzehrt wird, was nicht ein Flugzeug, ein U-Boot oder ein Tisch ist. Mahlzeit! Es sollte auch weiter nicht verwundern, dass SARS vor einigen Jahren seinen Ursprung hier fand. Es waren zum Verzehr feilgeboten e Schleichkatzen. Eine Delikatesse neben Hund & Co.
Ich bin froh, einigermaßen ausgeruht und mit intaktem Magen die Quelle des Exotisch-Kulinarischen Chinas besuchen zu dürfen. An Smog habe ich mich sowieso schon gewöhnt und nach ein paar Tagen im Grünen, zwischen Seen und Bergen ist's auch wieder Zeit für ein wenig Action. Muß ja nicht gleich wieder die Mafia sein.

Kommentar schreiben

Kommentare: 1
  • #1

    Romi (Mittwoch, 21 Oktober 2009 13:47)

    ... was eine schoene Ablenkung vom trockenen Alltag, thx, R