Durch den "Weltspiegel" bin ich schon vor längerer Zeit mal auf Vang Vieng und sein Tubing aufmerksam gemacht worden. Aber wer in Südostasien backpackt, kennt den "Reifenrutsch" im Nam Song, auch
ohne das sonntägliche Vorabendprogramm der ARD gesehen zu haben. In Vang Vieng hat sich in den letzten Jahren eine ganz spezielle Art von Tourismus entwickelt. Ein Gros der Touristen sind
Backpacker zwischen 20 und 30 Jahren alt, weiß, in bester Partylaune und häufig allein dem Tubing wegen gekommen. Denn Tubing ist mehr als sich in ausrangierte, aufgeblasene LKW-Reifen zu legen
und sich damit die 3 km wieder flußabwärts treiben zu lassen, die man zuvor im Tuk-Tuk flußaufwärts getuckert ist. Tubing ist zum Synonym für eine Riesenparty in Südostasien geworden, auf die man
nicht bis zum Abend warten muss.
Los geht's! Raus aus dem Fahrzeug, den Reifen unter den Arm und rein ins Wasser. Aber wie? "Einfach rückwärts reinplumpsen lassen, passiert nichts", wurde mir versichert. Ich kam mir vor wie ein
Anfänger bei seiner ersten Tanzstunde, an der alle anderen schon seit Wochen teilnehmen, und die ersten Schritte aus dem ff kennen. Irgendwie hab ich's geschafft. Von Beginn des Reifenritts an,
werben dann am Flußufer angebrachte Bars um ihre Kunden mit Schildern wie "FREE SHOTS", "Free Bananas" oder sogar "Free French Fries". Ob eigenes Interesse an einem Besuch der vorbeiziehenden
Tropenkneipen besteht, interessiert die lassoschwingenden Anwerber nicht. Kaum in Sichtweise wird man mit einer, an einem Seil befestigten, mit Wasser gefüllten Plastikflasche, beworfen. Auf den
Schädel möchte ich so ein Ding nicht kriegen. Bei Interesse hält man sich einfach daran fest und wird zum Bareingang gezogen. Die meisten Bars unterhalten ihre Gäste mit billigem Techno, meist
ein amerikanischer Evergreen mit schnellen Beats unterlegt. Klar, einige Bars spielen auch wesentlich attraktivere Musik. Die eigentliche Unterhaltung der Gäste wird aber durch eine gigantische
Auswahl an Rauschsubstanzen geboten. Drinks zu Spott-Preisen, Shots regelmäßig umsonst und überall "Buckets". Das sind kleine Plastikeimer mit Laolao Whiskey, als Cocktail oder Longdrink
gemischt. Übrigens ist der im eigenen Land produzierte Whiskey billiger als Cola oder andere Softdrinks, die aus Thailand importiert werden müssen. Das hat zur Folge... naja, das Mischverhältnis
stimmt irgendwie...aber Party ist garantiert.
Angereichert wird dieses füllige Angebot an Alkoholika durch "Special-Menus", "Happy-Menus" und "weis der Teufel "-Speisekarten . Auf diesen, jenen Karten, werden Opium-, Mariuhana- und Magic
Mushroom"-Spezialitäten angepriesen. Ob als "Bob Marley" fertig gedreht und zum anzünden bereit, oder als Shake, als Backware oder einfach im Rohzustand. Alles so wahnsinnig legal illegal. Es war
echt ein Brüller, als ich mich vor der wirklich malerischen Kalksteinfelswand - mit der Sonne im Gesicht und einem Bier in der Hand - im Wasser treiben lasse und plötzlich ein wildgewordener
Promotion-Heini mit einem abgefuckten, selbstbemalten "Psychadelic Mushrooms - °oOo" Schild neben mir rumfuchtelt, um mich zu überzeugen, anzuhalten. Viele Touristen finden das
"Drum-Herum-Spektakel" sogar so geil, dass sie für freie Alkoholika & gratis Tuk-Tuk-Transport für einige Tage hier als Bartender oder Promotiongirl anheuern. Die Bars sind außerdem mit
Rutschen, schwingenden Seilen oder solchen, an denen man entlangsliden kann, ausgestattet. Ähnlich wie auf Abenteuerspielplätzen, jedoch mit einem nass-harten Abgang ins Wasser. Das macht
höllisch Spaß. Logo.
Jetzt zum eigentlichen Tubing. Sitzt man erst einmal in diesen Riesenreifen, ist es richtig gemütlich. Die ganze Fahrt zurück zum Ausgangspunkt soll 2-3 Stunden dauern. Den wenigsten, die wir
getroffen haben, gelang es die gesamte Distanz zu meistern. Zu viele Bars, zu viel Party und außerdem muss der Reifen bis 18 Uhr zurück gebracht werden, um nicht die Kaution zu verlieren. Auch
wir haben früher abgebrochen und sind mit anderen internationalen "Loosern" rechtzeitig zurückgetuckert. Der Reifenrückgabeshop gleicht um diese Uhrzeit einem "Winnercamp". Es wird sich
gegenseitig gratuliert und man behubelt sich Spaßes halber. Die meisten sind einfach nur froh es diesmal vor 6 geschaftt zu haben!
p.s. Wir waren in unserer Woche Vang Vieng einmal beim Tuben.
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