Mein erster Eindruck ist vielschichtig. Die Leute sind sehr freundlich, solange sie Dir nichts verkaufen wollen. Leider wollen gerade hier in Siem Reap viele genau das.
Egal ob sie Dir einen Tuc-Tuc-Dienst aufschwatzen wollen, eine Massage oder irgendwelche Souveniers. Viele Kinder betteln, haben dabei, nach klassischem Bombay-Vorbild, noch kleinere Kinder auf
dem Arm. Der Anblick ist herzerweichend, aber es ist wichtig strikt zu bleiben und kein Geld zu geben, um die Eltern, für die diese Kinder arbeiten, nicht noch weiter zu ermutigen, ihre
Sprößlinge lieber auf die Straße anstatt in die Schule zu schicken.
Viele Einheimische sehen beim Anblick der Touristen lediglich blitzende Dollarnoten, was zur Folge hat, dass hier in übermäßigem Maße versucht wird Dir Beschiß in großem Maße anzutun. Aber auf
eine so ungeheuerlich dreiste Art und Weise wie sie mir selbst in China, Vietnam oder Indien noch nicht untergekommen ist. Die Landeswährung ist Riel. Der Umrechnungskurs liegt bei ca. 1€ = 6000
Riel, oder 1$ = 4000 Riel. Die Preise werden mit Vorliebe in Dollar angegeben, gerne aber auch mit Riel gemischt. Zur Erklärung: eine Speisekarte bietet für einen Dollar ein Nudelgericht an,
darunter wird ein Rindfleischgerischt mit 5000 Riel und ein gedämpfter Reis mit 1500 Riel ausgeschrieben. Beim zahlen heißt es dann einfach "4$ please, I can give you change." Rechnen ist
angesagt... immer. (Hast Du den Beschiß gemerkt?) Und bis jetzt haben sie immer versucht uns wenigstens um 500 Riel zu bescheißen. Fast ein jeder macht mit, das ist das Problem. Den meisten
Touris scheint das egal zu sein, wir sehen niemanden sich beschweren... außer uns.
An der Grenze hat das schon angefangen. Wir hatten ein Ticket in Bangkok-Siem Reap gebucht und dabei mehr als 10 Reisebüros aufgesucht um das billigste zu bekommen. Hat sich gelohnt, keiner im
Bus hat weniger gezahlt. Aber jetzt zum Beschiß. Kurz vor der Grenze beim Mittagessen werden dann vom selbsternannten Assistenten des Busunternehmens schon mal die Visumsanträge ausgeteilt.
Wunderbar, das spart Zeit an der Grenze. Dann werden die ausgefüllten Papiere eingesammelt, mitsamt den Pässen, und es wird versichert, dass dieser Service gratis ist und man ohnehin keine Chance
hätte sich selbst an den langen Warteschlangenan der Grenze anzustellen. Der Bus hätte dort nur eine Stunde Aufenthalt, wer dann noch kein Vusum hat wird zurückgelassen. Einige Reisende hatten
schon in Thailand auf selbstloses Anraten einiger Reisebüros Visa beantragt, selbstverständlich zu absolut überhöhten Preisen. Die restlichen unserer Mitreisenden waren über den Service dankbar
und haben gerne 35$ für das Visum gezahlt; mit Außnahme von Vieren, uns inklusive. Wir hatten uns vorher informiert und trauen sowieso niemandem mehr. Wir beharrtes selbst dann noch auf unsere
Selbstständigkeit als der Assistent uns versicherte, wir würden ein sehr riskantes Vorhaben eingehen. Egal, wir wollten unsere Pässe zurück. Als alle noch beim Essen waren, oder dem Kaffee
danach, kam plötzlich ein Minivan und wir vier wurden gebeten einzusteigen. Und dann begriffen wir - alles nur Panikmache. Sonderservice für die Abtrünnigen und Schutzmaßnahme davor, dass noch
andere "abspringen" könnten. Wir wurden zur Grenze chauffiert, wo schon unser privater Guide stand. Der half us dann auch die ganzen Formalitäten schnell zu bewältigen. Unser Visum hat
letztendlich 20$ gekostet und wir saßen sogar wieder früher im Bus als die Beschissenen. No risk, no better deal!
Jetzt noch kurz zur Wasserqualität, bevor ich einige wunderbare erste Eindrücke schildern möchte. Alle Wasserhähne und Duschen, die wir bisher aufgedreht haben (wir waren die erste Nacht in einer
anderen Unterkunft, daher die Vergleichsmöglichkeit), gaben zwar eine durchsichtige, aber so stark nach Metall und Rost stinkende und schmeckende Flüssigkeit von sich, wie... mir fehlen die
Worte. Schockierend.
Aber, aber! Wir fühlen uns sauwohl hier. Freundliche Menschen, lächerlich niedrige Preise für Unterkunft und Essen, fantastisches Wetter und eine Menge zu tun. Überall werde "Mr. Fish Massagen"
angeboten. Für 2,5$ bekommt man eine Dose kaltes Bier und stellt seine Füße in ein Wasserbecken in dem hunderte, kleinere oder größere Fische (je nach Wunsch) einem die Haut von den Füßen
knabbern. Es gibt hier außerdem soviele Bars und Restaurants, dass einem wirklich schwindelig werden kann. Meist zu sehr fairen Preisen. Egal ob italienisch, französich, khmer, thai oder deutsch
- "alles mit dabei!". Überall stehen Bankautomaten, die Dollars (!) ausspucken, es gibt 24h Internetcafes und 24h Supermärkte. Hammer. Alles ist zu Fuß erreichbar oder mit dem Gratis-Fahrrad, das
von unserem Hostel gestellt wird. Wir haben hier free Breakfast, free Wi-Fi, free Tuc-Tuc-Shuttle und Pick-Up, Murdochs National Geographic und endlose andere Pay-TV Sender. Es läßt sich wirklich
leben hier.
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