Maggi Mee & Milo - Das Rückrat einer Nation.

Die Antwort auf die Frage warum Malaysia funktioniert ist einfach. Es gibt ein Phänomen namens Maggi Mee, und es gibt noch ein weiteres namens Milo.
Maggi Mee ist, wie der Name besagt, ein Produkt der Firma Maggi, Mee die malayische Übersetzung für Nudeln. Maggi Mee ist also vergleichbar mit einer deutschen Tütensuppe mit Nudeleinlage, wobei der Anteil an Nudeln, gegenüber dem der Suppe, merklich dominiert. Für Malaysier ist es aber viel mehr als ein Fertiggericht. Erhätlich in den Geschmacksrichtungen Ayam (Hühnchen), Kari (Curry), Vegetables (Gemüse), Lakhsa (süß-scharf im weitesten Sinne) und Tom Yam (Thai-Version) ist es halal, das heißt nach muslimischen Vorgaben produziert und natürlich ohne Schwein. Es ist ohne Rind, daher auch für die fleischessenden Hindus geeignet. Jeder darf es essen und jeder will es essen. Ein Gericht, das vereint und noch so viel mehr bedeuted. Maggi Mee ist Freiheit, Unabhängigkeit und Realisierbarkeit. Maggi Mee ist, im wahrsten Sinne des Wortes, die klare Projektion der malaysischen Träume auf dem Untergrund einer Suppenschüssel.
Die 20-Cent-Speise ist zudem der Inbegriff der kulinarischen Wunscherfüllung für den kleinen Geldbeutel. Praktisch und schmackhaft, leicht im Gewicht, überall erhältlich und danach lechzend mit weiteren Zutaten individuell getunt zu werden. Im fernen Ausland schwer erhältlich, nimmt Maggi Mee bei Reisen der Malaysier stets einen beträchtlichen Teil des Reisegepäcks in Anspruch. Im Ausland beschäftigte Malaysier lassen sich regelmäßig Kisten aus der Heimat, gefüllt bis zum Rand mit dem "malaysischen Gold", schicken. Das geht soweit, dass Maggi, längst die Sucht nach Sicherheit der Malaysier begriffen, stolz Gewinnspiele auf die Rückseiten der Verpackungen druckt, bei denen als Gewinne Reisekoffer und Taschen, sowie Vorratspackungen ihrer Produkte locken. Ich schenke mir abschließende Worte und lasse dies einen unserer malaysischen Freunde übernehmen, der mir die kürzeste Antwort auf meine Frage nach dem Maggi-Mee-Phänomen während meiner Recherchen gegeben hat. Pius: "Klar, es ist ungesund, aber es schmeckt halt einfach sooo gut!"
Was Maggi Mee beim Essen, ist Milo beim Trinken. Auf den ersten Blick ein simpler Schokotrunk aus dem Hause Nestlé. Mehr nicht. Aber wer sich längere Zeit in Malaysia aufhält, wird sich der Omnipräsenz dieses Kulturgutes schwer entziehen können. Es prangt auf Plakaten, lacht dich von jeder Theke, jedem Kühlschrank an, wird bei den globalen Fastfoodketten geführt und ist in der Hand von Jung und Alt, unabhängig von Geschlecht und Ethnizität, zu sehen. Oft kopiert und doch nie erreicht, ist es das Lockangebot der führenden Supermarktketten bei ihren "Promosi"-Aktionen, die Tausende und weit mehr landesweit in ihre Läden strömen lässt, um sich mit einem Vorrat bis nach Weihnachten 2050 einzudecken. Fertig gemischt oder noch besser, weil billiger und praktischer, im Metallkübel oder der leichteren Plastikfamilienpackung, zum selbst zu zubereiten. Regelmäßig werden bei diesen "Panikkäufen" die Einkaufswägen einem Stabilitättest unterzogen. Milo horten, als ob der 3. Weltkrieg bevor stünde. Auch wenn die Liebe zu Milo in vielen anderen asiatischen Ländern zu beobachten ist, das Epizentrum des Wahns liegt in Malaysia. Das ist offensichtlich. Es schmeckt in den Restaurants als Heißgetränk und, hitzeverträglicher, als Milo Ais, mit Eiswürfeln, gerne auch im 1-Liter-Krug. Nestlé gefällt es mit den kraftspendenden Eigenschaften des Getränks zu werben, wobei die Firma versucht den Sportler in jedem Einzelnen Konsumenten zu wecken. Der Volkslksmund spricht dem Getränk Abhilfe bei Krankheit zu, was stark an die, in den 70er Jahren in den USA, verbreitete Meinung, Coca Cola sei ein Allheilmittel, erinnert. Aber Milo passt und schmeckt einfach immer und überall und vor allem jedem.
Des Malaysiers Bockwurst und Bier haben mich sehr beeindruckt und mir, ehrlich gesagt, auch richtig gut geschmeckt.

 

Was ist Maggi Mee und Milo genau? (Wikipedia/eng.)

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