Indien - Soviel Scheiße, soviel Gold.

Washing on the street. (Kolkata)
Washing on the street. (Kolkata)

Es ist zum Verrücktwerden. Immer wieder haßt du das Land, seine Menschen, die ganze Scheiße einfach. Du haßt und hast keinen Bock mehr auf den ständig hupenden Verkehr, die unhygienischen Restaurants und die bescheuerten Viecher überall. Du haßt den ganzen Dreck, die generelle Verschmutzung, die Luft in den Städten und die ganze Scheiße. Als ob das Müllproblem an sich nicht schon groß genug wäre, tut Mensch und Tier sein Übriges und legt seine Exkremente an jeder Ecke, die gerne mal auch ohne Ecke sein kann, ab. Und wie das alles zusammen dann in der Hitze stinkt! Gewaltig ist harmlos.
Das Volke an sich? Schwierige Frage. Du haßt die drängelnden Leute, die scheinbar gänzlich ohne jede Manier leben. Das ewige Angeglotze, die ewigen Fragen nach deinem Namen und wie's dir geht. Aber viele Inder sind einfach wunderbare Menschen, sieht man von ihrem Verhalten im Verkehr und in großen Ansammlungen ab. Wir verstehen uns mit ihnen und haben viele interessante Menschen getroffen, häufig bei ihnen gewohnt. Sehr viele Inder haben uns geholfen, uns unterstützt und waren sehr um unser Wohl bedacht. Aber in Indien ist man eben fast immer in einer Menschenansammlung. Die Rücksichtslosigkeit der Mitgeschöpfe kann sehr verärgernd sein. Es herrscht ein stetiges "Überleben des Stärkeren" und wer nicht partizipert geht unter. Auch sexuelle Belästigungen kommen leider immer wieder vor. Ein Land voller Grabscher, die gerne betatschen, egal ob den eigenen Wanst oder den des Nachbarns. Eine Privatsphäre scheint nicht etabliert. Wer weis unter welch beengten Verhältnissen, mit wie vielen Familienmitgliedern, der Durchschnittsinder sozialisiert wird, versteht, dass dem Inder die Menschennähe ein Grundbedürfnis ist.
Obwohl sich das schlimm anhört, muß ich täglich meine Vorurteile und meine Erfahrungen überdenken und überarbeiten. Du kannst Indien und seine Leute nicht einfach hassen. Vielmehr mußt du dich täglich auf's Neue in einem kulturellen Magnetfeld, das ständig seine Pole ändert und dich von der einen zur anderen Seite schleudert, beweisen.

 "Shanti, shanti! Tief durchatmen."

 Denn da ist noch ein anderes Indien. Ein Land so beeindruckendes wie kein anderes. So gewaltig, so verschieden, so reich und sanft, so groß und schön. Wie das indische Tourismusbüro mit "Incredible !ndia" für das Land weltweit wirbt, trifft die Kuh auf den Kopf. Alles ist unglaublich! Die indische Kultur ist fremd, vielleicht zu fremd, aber bereichernd. Vieles ist so sinnhaft, ausgereift, nicht mehr zu verbessern. Jahrhunderte- und jahrtausende altes Wissen als Grundlage die Welt zu verstehen. Und gerade darin, an der grundsätzlichen Verschiedenheit zu westlichen Kulturen, der völlig anderen Betrachtung der Welt, liegt Indiens kulturelle Größe und ist damit so interessant wie wenige Länder. Indien ist in vielen Sinnen bereichernd, befruchtend und fantastische Schule für's eigene Leben. Im guten wie im schlechten Sinne.
In einer der größten Küchen stehen Gaumenbetörer und Geschmacks(ver)wunder(er) Schlange. Das Essen schmeckt ausgezeichnet und spart dabei nicht mit gesundheitsunterstützenden Nebeneffekten. Die Preise sind zum Haare raufen niedrig und die Verfügbarkeit enorm hoch. Ein Paradies für Menschen mit Interesse an kulinarischen Abenteuern, Liebe zum Exotischen und einem kleinem Geldbeutel.
Und Indien ist bunt. Überall ist es bunt. Die Kleidung der Frauen leuchtet in den schönsten Farben. Getragen oder zum Trocknen aufgehängt. Die Häuser und Tempel sind bunt, die Märkte, das Essen, alles ist bunt. Gold und Silber überall.
Und Düfte gibt's hier. Der feine Jasmingeruch der durch die Straßen und Gassen zieht, die edlen Parfüme, die in kleinen Geschäften verkauft werden und der sinnesbetörende Duft von Räucherstäbchen der dich ständig umgibt. Die Gewürze sind so exotisch, dass das Essen allein die oilfaktorische Krönung ist, und lediglich sekundär als schmackhafte Nahrung verstanden werden darf.

Das alles ist Ayurveda, Yoga und Brahma, ist Masala, Wallah und Dhaba, ist Hindi, Bindhi und Gandhi.
Indien ist zu spannend, um es nicht zu bereisen, auch wenn viel Scheiße ist, es gibt viel Gold. Aber du bist eben ständig im Magnetfeld, mit seinen wechselnden Polen und nur selten mit Boden unter den Füßen. - Let it flow!

 "No see, no understand."

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Kommentare: 2
  • #1

    Manuel (Montag, 02 Januar 2012 12:52)

    Ein interessanter Beitrag von dir, der mich immer neugieriger auf dieses Land macht und ich hoffe, dass ich irgend wann die Möglichkeit bekomme es zu bereisen.

  • #2

    Horst (Mittwoch, 24 Juni 2015 19:36)

    scheinheilige Schwatzbasen sind die Inder aus meiner Sicht. Alels verdrecken und nur an das eigene Wohl denken.
    Sorry, aber du hast dich wohl einlullen lassen von deren Geschwafel.